Also habe ich beschlossen diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen zu lassen, denn Kawasoe durfte ich noch nie auf einem Lehrgang erleben und er kommt soweit ich herausgefunden habe auch nicht allzu oft nach Deutschland... eher gar nicht.
Der Lehrgang fand an diesem Wochenende (Fr, 02.11 - So, 04.11) statt, wobei es ein gemeinsames Training für alle Gürtelstufen am Freitag von 19:00 - 20:00 gab, dann am Samstag von 10:30 - 12:00 für alle, bis 4.Kyu von 12:30 - 13:30 und von 13:30 - 14:30 ab 3.Kyu aufwärts.
Daran anschließend gab es dann Dan-Prüfungen.
Am Sonntag war dann das gleiche Programm wie samstags geboten, lediglich eine halbe Stunde früher.
Wenn sich jetzt jemand fragen sollte warum ich nur Samstag zum Lehrgang bin?- Das liegt an den Trainingspreisen:
Ein Training: 200kronen (etwa 25€)
Ein Tag: 300kronen (etwa 38€)
gesamtes Wochenende: 500kronen (etwa 63€)
Ein Training war mir zu wenig und das ganze Wochenende zu teuer, also nur Samstag! Hat auch gereicht um ehrlich zu sein, denn diese 2,5 Stunden hintereinander waren anstrengend genug!
Für alle, die Kawasoe nicht kennen: Geboren 1945 in Saga (Japan) trainierte er unter Sensei Tsuyama 7 Tage die Woche und später 3 Jahre lang an der Takushoku Universität unter Sensei Nakayama und Kisaka 6 Tage die Woche, mind. 4 Stunden täglich. Nach 3 Jahren erhielt er dann das Diplom eines JKA-International-Instructors. 1970 wurde er nach Schottland geschickt und lebet seither in Großbritanien. Seit geraumer Zeit lebt er in London, wo er auch sein Dojo hat. Er ist Technischer Direktor des Karate Verbände von Malta, Großbritannien, Island, Russland, Griechenland, Zypern und auch von Norwegen (deswegen war er wohl da). Angeblich wurde sein Karate von Nakayama Sensei als "Shotokan Karate in Perfektion bezeichnet" habe ich gelesen.
Ich bin wohl keineswegs qualifiziert genug um mir ein Urteil darüber zu erlauben, aber was ich selbst gesehen habe zeigt, dass er mit 62 Jahren ordentlich Power in seinen Techniken hat. Seine Stände sind nicht so tief, wie die typischen Kata-Wettkämpfer, jedoch sind sie ungeheur stark und kraftvoll. Er sagte uns immer wieder, dass man Kime nur aus starken Ständen entwickeln kann, und den Schwerpunkt immer tief lass muss. Diese Meinung kann ich nur teilen (wobei man das mehr oder weniger schon vorher wusste :-) ).
Und nach einem kurzen Gespräch mit ihm persönlich, habe ich den Eindruck gewonnen, dass er ein netter Mensch ist! Dieser Eindruck wurde auch durch seine Art Training zu halten bestätigt.
Das Training an sich war jedoch wenig spektakulär (aber dennoch lehrreich!). Hauptsächlich wurde Grundschule trainiert. Für die unteren Gurte max. 2-Technik-Kombinationen, für die Oberstufe wurde es schon anspruchsvoller und erinnerte mich stark an das Shotokan-Prüfungsprogramm des W.S.I von Seinsei Shirai: Mae-Geri/Uraken/Gyku-Zuki, Yoko-Geri/Gyaku-Zuki/Uraken, Gedan-Barai/Uraken/Gyaku-Zuki usw.
Er wollte uns insbesondere den Hüfteinsatz verdeutlichen. Ja so kann man den Hauptinhalt des Lehrgangs in einen Satz fassen.
Kata wurde leider nicht allzu viel gemacht und Bunkai überhaupt nicht (diesbezüglich waren die Landsberger dieses Wochenender wohl besser dran bei Sensei Campari).
Bei der Unterstufe haben wir 4x Heian Nidan und 4x Heian Yondan gemacht, wobei er wenigstens 2-3 Bunkai-Ideen kurz gezeigt hat (Letzter Age Uke bei Heian 2 als Armhebel ist sicherlich interessant). Beim Oberstufen-Training wurde Enpi und Bassai Dai ein paarmal durchgemacht und dann war der Lehrgang auch schon vorbei.
Persönliche Highlights für mich waren sicherlich
1. Ich durfte (als höchster Gurt nach Kawasoe Sensei und seinem Assistenten) das Aufwärmen für das Unterstufentraining machen (natürlich auf Englisch...). Das nette war, dass Sensei Kawasoe immer schön alles mitgemacht hat.
2. Ich habe es geschafft ein Foto mit ihm zu machen (der ohne Gesichtsbehaarung ist Sensei Kawasoe ;-) )
Alles in allem war es ein guter und interessanter Trainingstag mit einem sicherlich großen Namen der Karate-Szene!
-Oss!-
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